Das Konzept, dass die Gesamtleistung der PV-Module höher ist als die Nennleistung des Wechselrichters, nennt sich „Overpowering“ oder „Overdimensionierung“ und hat technische sowie wirtschaftliche Vorteile:
1. Maximale Nutzung der Sonnenenergie
Die Nennleistung von Solarmodulen (z. B. 800 Wp) wird nur unter optimalen Bedingungen erreicht:
- Senkrechte Sonneneinstrahlung
- Keine Verschattung
- Ideale Temperaturbedingungen (25 °C Modultemperatur)
In der Praxis kommen diese idealen Bedingungen selten vor. Morgens, abends, im Winter oder bei hohen Temperaturen arbeiten die Module mit geringerer Leistung. Durch eine höhere installierte Modulleistung kann der Wechselrichter trotzdem oft seine maximale Leistung erreichen, auch wenn die Module nicht mit voller Nennleistung arbeiten.
2. Bessere Energieausbeute über den Tag
Ein Wechselrichter mit passender Modulleistung würde nur für kurze Zeitspannen seine volle Leistung erreichen. Durch eine höhere PV-Modulleistung wird sichergestellt, dass der Wechselrichter länger im optimalen Leistungsbereich arbeitet und die Energieproduktion über den Tag erhöht wird.
3. Bessere Wirtschaftlichkeit
Wechselrichter sind kostenintensive Komponenten. Durch eine Überdimensionierung der Module kann man:
- Den Wechselrichter kleiner und günstiger wählen
- Eine gleichmäßigere Energieproduktion erreichen, anstatt einen großen Wechselrichter für Spitzenwerte auszulegen, die nur selten auftreten
4. Begrenzung durch gesetzliche Vorschriften
In Deutschland dürfen Balkonkraftwerke aktuell max. 800 W ins Netz einspeisen (Stand 2024). Viele Anlagen nutzen jedoch Module mit 1000–1200 Wp oder mehr, um trotzdem die maximale erlaubte Einspeiseleistung von 800 W möglichst oft zu erreichen.
Was passiert mit der „überschüssigen“ Leistung?
Wenn die PV-Module mehr Leistung erzeugen, als der Wechselrichter verarbeiten kann, drosselt der Wechselrichter automatisch die Einspeisung auf seine Maximalleistung. Die überschüssige Leistung geht nicht verloren, sondern wird einfach nicht genutzt.